Singletasking vs. Multitasking: Darum ist weniger mehr
Wie oft wurde dein Workflow allein heute von spontanen Nachrichten und E-Mails unterbrochen? Mit wie vielen offenen Tabs arbeitest du gerade? Und welche Einflüssen aus deinem unmittelbaren Arbeitsumfeld stören deine Konzentration?
Täglich stehen wir zahlreichen Aufgaben und Verpflichtungen gegenüber, die alle gleichzeitig unsere Aufmerksamkeit fordern. Trotz Multitasking kommen wir kaum hinterher, während Deadlines unnachgiebig näher rücken. Unsere Produktivität und Energie lassen nach. Die Qualität unserer Ergebnisse nimmt ab. Kein Wunder, denn: Multitasking ist ein Mythos.
Sich zu 100% auf nur eine Sache nach der anderen zu konzentrieren, mag unrealistisch klingen. Ironischerweise aber ist sogenanntes Singletasking optimal, um schnell und effizient zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen zu kommen.
Die Vorteile von Singletasking sind unter anderem:
- Geringerer kognitiver Aufwand
- Verbesserte Konzentration
- Leichter in einen Flow-Zustand kommen
- Hohe Produkitvität bei weniger Stress
Finde heraus, warum Multitasking eine Illusion ist, wie Singletasking funktioniert, welche (langfristigen) Vorteile es bietet und wie du deine Produktivität mithilfe von 5 praktischen und schnell umsetzbaren Strategien steigern kannst.
Mythos Multitasking
Multitasking bedeutet, mehreren Aufgaben gleichzeitig nachzugehen. Es scheint die ideale und nötige Strategie für den täglichen Berg an Aufgaben und Nachrichten zu sein. Warum auch Zeit verschwenden, wenn man mehrere Dinge auf einmal im Blick haben könnte?
Trotz aller Bemühungen steckt man aber länger fest als erhofft. Zwischendurch verlangen Nachrichten, E-Mails und kleinere Probleme Aufmerksamkeit. Zeitdruck und Stress nehmen zu. Überstunden und Überforderung werden zum einem festen Bestandteil des Arbeitsalltags. der von Unterbrechungen und Ablenkungen geprägt ist. Nach der Arbeit fühlt man sich meist erschöpft und angespannt. Ziele wurden verfehlt und die hart erarbeiteten Ergebnisse ebenfalls besser sein könnten.
Das Problem ist: Das menschliche Gehirn ist zum Multitasking nicht in der Lage. Es kann nicht mehr als eine Aufgabe auf einmal zu machen, ohne dass die Qualität darunter leidet. Vor allem nicht, wenn diese Aufgaben ein aktives Mitdenken und gezielte Aufmerksamkeit erfordern. Kurz: Multitasking ist ein Mythos.
Warum Multitasking nicht funktioniert
Was sich wie die simultane Beschäftigung mit mehreren Dingen auf einmal anfühlt, sind in Wirklichkeit kognitive Sprünge oder Wechsel. Diese Wechsel sind so schnell, dass man sie kaum oder gar nicht wahrnimmt. Menschen, die gewohnheitsmäßig multitasken, unterliegen einer Illusion von Gleichzeitigkeit.
Multitasker nehmen sich selbst fälschlicherweise als besonders effizient und produktiv wahr. Das Gehirn belohnt diese Empfindungen sogar mit Glücksgefühlen. Tatsächlich aber kosten die ständigen und schnell aufeinanderfolgenden Wechsel viel Energie und Zeit.
Wie bei der Arbeit mit einem brüchigen Faden, reißt die Konzentration während des Multitaskings immer wieder ab. Es kostet Zeit und Mühe, eine solchen Faden wieder aufzunehmen und zu verknüpfen. Einem daraus entstehenden Gewebe mangelt es an Qualität.
Die Nachteile des Multitaskings sind nicht zu unterschätzen:
- Mangelnde Effizienz & Produktivität
- Verlust von Energie & Konzentrationsvermögen
- Zunehmender Druck & Stress
- Vermeidbare Fehler
- Aufgaben werden eher oberflächlich & zu spät erledigt
Die kognitive Belastung durch Multitasking kann sogar langfristige Folgen haben: Chronischer Stress, eine kleiner werdende Aufmerksamkeitsspanne und sogar ein schlechteres Erinnerungs- und Lernvermögen.
So funktioniert Singletasking
Das Gegenteil von Multitasking ist Singletasking. Also nur einer Aufgabe auf einmal so viel Konzentration und Aufmerksamkeit wie möglich zu widmen. Beim Singletasking wechselt man nicht zwischen zahlreichen Tabs, Aufgaben und Chats hin und her. Ablenkungen und Unterbrechungen werden minimiert. Erst nachdem man sich gezielt auf die Lösung einer Aufgabe fokussiert hat, geht man zur nächsten über.
Produktives, effizientes Arbeiten bedeutet im Grunde, das meiste aus der eigenen Zeit und Energie herauszuholen. Zwei ausgesprochen wertvolle, aber begrenzte Ressourcen. “Work smarter” bedeutet im Kontext von Singletasking, Zeit und Energie klug zu investieren. Und sie nicht wie beim Multitasking an häufiges Hin- und Herspringen zu verschwenden.
Die Vorteile von Singletasking
Singletasking eignet sich besonders für große, zeitintensive Projekte und anspruchsvolle Aufgaben. Es minimiert kognitive Anstrengung, Aufmerksamkeit und Fokus werden wiederhergestellt und das Gehirn bekommt den nötigen Raum und die Zeit, um Dinge tiefer zu ergründen. Auf diese Weise spart man Energie und gelangt schneller zu qualitativ hochwertigeren Ergebnissen. Die (langfristigen) Vorteile von Singletasking machen sich bereits nach kurzer Zeit bemerkbar – auch nach Feierabend:
- Erhöhte Effizienz & Produktivität in kürzerer Zeit
- Gesteigerte Konzentrations- & Leistungsfähigkeit
- Kreativität & Arbeiten im Flow-Zustand
- Verbessertes Erinnerungsvermögen
- Mehr Energie & Zufriedenheit bei weniger Stress
Der vielleicht größte Vorteil ist das Erreichen eines Flow-Zustandes, der in starkem Kontrast zu dem unregelmäßigen Start-Stop-Muster des Mutlitaskings steht. Die Zeit fließt nur so dahin, während man ebenso flüssig und konzentriert arbeitet. Gleichzeitig wird die eigene Kreativität entfesselt.
Vergleichen lässt sich das mit einer Wanderung: Wer immer wieder anhält, muss sich jedes mal neu orientieren und zum Weitergehen motivieren. Auf diese Weise braucht man für eine Strecke mehr Zeit und Kraft als nötig. Wenn man dagegen in Bewegung bleibt, verfällt man leichter in einen mühelosen Trab. Geschmeidig und gleichmäßig lassen sich auf diese Weise auch längere Strecken bewältigen. Und kann dabei sogar noch die Aussicht genießen.
5 Strategien, mit denen Singletasking gelingt
Möglicherweise erscheint dir ein Wechsel zum Singletasking langweilig oder sogar unmöglich. Singletasking ist nicht die Lösung für alle Probleme. Aber gerade im Vergleich zu Multitaskig bietet Singletasking zahlreiche Vorteile.
Lang gepflegte Gewohnheiten zu ändern ist herausfordern. Ebenso den zahlreichen Ablenkungen unserer schnelllebigen Welt zu widerstehen. Aber schon wenige Minuten Singletasking pro Tag können einen positiven Effekt haben.
Mit den folgenden 5 Strategien meisterst du nicht nur schrittweise das Singletasking. Du gewinnst auch die Kontrolle über deine Arbeit zurück und erhältst die Möglichkeit, persönliche Grenzen in deinem Arbeitsalltag zu etablieren. Für mehr Effizienz und bessere Ergebnisse mit weniger Stress.
1. Schaffe dir ein geeignetes Arbeitsumfeld
Dein unmittelbares physisches, aber auch digitales Arbeitsumfeld kann deine Produktivität entscheidend beeinflussen. Auf einem vollen Schreibtisch kann man ebenso den Überblick verlieren wie auf einem übervollen Bildschirm. Die vielleicht prominenteste Ablenkung ist das eigene Handy, mit dem man sich gerne in seiner Lieblingsserie, privaten Chats oder auf Social Media verliert.
Wenn du störende Einflüsse minimieren willst, fange bei deinem Arbeitsplatz an:
- Räume deinen Schreibtisch auf
- Schalte dein Handy stumm oder lass es in der Tasche
- Schließe unnötige Tabs, Apps und Dateien
- Miste deine Unterlagen aus
Nicht nur für Singletasking, sondern auch für das eigene Arbeitsumfeld gilt: Auf Überflüssiges zu verzichten, eröffnet Raum für das Wesentliche.
2. Nimm dir Zeit für Planung
Nicht zu wissen, was genau du warum und auf welche Weise tun sollst, stört dich in deinem Arbeitsprozess. Es erschwert die Einschätzung deiner Kapazitäten und deines Arbeitsaufwandes. Aus dieser Planungsunsicherheit können sehr schnell Zeitdruck, Stress und Überstunden erwachsen. Die Zeit, die eine sorgfältige Planung kostet, lohnt sich also im Nachhinein.
Beginne deine Woche oder deinen Tag, indem du dir Zeit zum Planen nimmst:
- Verschaffe dir einen Überblick deine Aufgaben & Ziele
- Plane feste Zeiten zum Beantworten von Nachrichten ein
- Markiere Fokuszeiten im Kalender
- Priorisiere die wichtigsten & arbeitsintensivsten Aufgaben
- Teile deinen Tag in Aufgabenblöcke ein & lege thematisch verwandte Aufgaben nebeneinander
Es ist wichtig, hierbei so konkret und realistisch wie möglich zu sein. Die Informationen hierfür kann eine automatische Zeiterfassungssoftwar liefern, wie zum Beispiel Memtime. Noch Wochen später kannst du anhand der tab- und minutengenauen Aufzeichnung deiner Aktivitäten nachvollziehen, wann du am produktivsten bist, wodurch du am meisten unterbrochen oder ablenkt wirst und wie viel Zeit du für deine Aufgaben und Projekte tatsächlich benötigst.
3. Nutze einen Timer oder die Pomodoro-Technik
Konzentriertes Arbeiten kostet Kraft und Energie. Vor allem beim Umstieg von Multitasking auf Singletasking ist es hilfreich, die Hürden so klein wie möglich zu halten:
- Starte mit 10-20 min Singletasking pro Tag
- Nutze einen Timer für die gewünschte Zeit
- Steigere dich allmählich
- Probiere die Pomodoro-Technik aus (20-25 min konzentriertes Arbeiten im Wechsel mit 5 min Pause)
Alternativ kannst du einen Timer oder automatische Zeiterfassung nutzen, um nachzuvollziehen, wie lange du deine Konzentration aufrecht erhalten kannst.
Am Anfang fühlt sich Singletasking vielleicht noch ungewohnt an. Im Laufe der Zeit aber machen sich schnell positive Effekte bemerkbar. Man arbeitet effizient auf ein klares Ziel hin und hat am Ende des Arbeitstages noch Energie.
4. Mache regelmäßig Pause
Um Erschöpfung und Monotonie vorzubeugen, plane regelmäßige Pausen ein. Entscheidend ist, diese Pausen sinnvoll zu nutzen:
- Nimm Abstand von deinem Bildschirm & Schreibtisch
- Erlaube dir, abzuschweifen & zu träumen
- Übe dich in Achtsamkeit, indem du z.B. tief durchatmest
- Werde aktiv, bewege & strecke dich
- Verbringe (längere) Pausen, wenn möglich draußen
Erholung und Produktivität sind keine Gegensätze. Für das Erbringen von Leistung sind ausreichende und gut genutzte Pausen sogar notwendig – und keine Zeitverschwendung.
5. Steigere deine Produktivität durch Selbstreflexion
Wenn du zum Multitasking neigst und dir Singletasking noch schwer fällt, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Wann und wodurch wirst du am häufigsten bei der Arbeit unterbrochen? Fällt dir die Konzentration bei bestimmten Aufgaben schwerer?
Die Protokollierung deiner Aktivitäten gewährt dir einen tiefen Einblick in deine Arbeitsweise und Gewohnheiten. Du kannst diese Informationen zur Steigerung deiner Produktivität nutzen. Außerdem lernst du, deine Zeit und Energie als wertvolle Ressourcen zu schätzen und sinnvoll zu investieren.
Finde heraus, in welchem Arbeitsumfeld und zu welcher Tageszeit du am effizientesten arbeitest. Nutze diese Erkenntnisse, um deine Woche, deinen Tag und sogar ganze Projekte so realistisch und klug wie möglich zu planen.
Abschließend
Der moderne Arbeitsplatz scheint Singletasking geradezu unmöglich zu machen. Sich flexibel zwischen zahlreichen Anforderungen bewegen zu können, gibt uns das Gefühl, erfolgreich und auf Zack zu sein. Doch die mentalen Sprünge des Mulitaskings haben ihren Preis. Unsere Leistung lässt nach, während zunehmender Stress und Überlastung uns abzuhängen drohen.
Wir müssen aber nicht über unsere Grenzen gehen, um viel zu erreichen. Singletasking erlaubt uns, mehr durch weniger zu erreichen. Mehr Konzentration, Produktivität und Kreativität. Langfristig kann uns Singletasking erfolgreicher und glücklicher machen.
In Krisensituationen kann Multitasking eine nützliche Fähgikeit sein. Es von heute auf morgen aufzugeben, ist vermutlich unrealistisch. Es lohnt sich allerdings, Singletasking auszuprobieren und zu üben. Wer Sinlgetasking als Werkzeug begreift, verfügt über ein mächtiges Instrument, um sich den großen und schwierigen Herausforderung zu stellen, die uns weiterbringen.
Charlotte Seibert
Nach ihrem geisteswissenschaftlichen Studium und Projektarbeiten im Kulturbereich – wo sie sich um die Organisation und das Programm größerer Veranstaltungen kümmerte – ist Charlotte Seibert in die Welt des Marketings eingetaucht. Für Memtime schreibt Charlotte über Produktivitätsthemen und den Nutzen automatischer Zeiterfassung. Außerhalb der Arbeit findet man Charlotte meistens mit einem Buch, ihrer analogen Kamera oder bei der Planung ihres nächsten Theaterbesuchs.